Koch- und Backmanifest

by Constanze

Ich koche, seitdem ich zum Studieren zu Hause ausgezogen bin. Das ist schon eine ganze Weile her. Damals bin ich mit meinem ersten Kochbuch und ein paar von meinem Vater gestifteten Tütennudelgerichten in meine ebenfalls erste WG eingezogen. Dass ich Vegetarierin war, hat mein Mitbewohner gut verkraftet. Beschwert hat er sich immer nur über den “ständig vollen” Biomülleimer, den er gelegentlich aus dem vierten Stock zur Mülltonne in den Hinterhof tragen musste.

Seitdem habe ich eine Menge über das Kochen gelernt und mir das meiste selbst beigebracht. Mit der Zeit hatte ich eine Auswahl an Standardgerichten, die ich ganz gut kochen konnte. Oft habe ich allerdings auch zu vegetarischem Dosenravioli oder Tütenratatouille gegriffen. Das änderte sich schlagartig, als ich 2007 beschloss, vegan zu leben. Seitdem mache ich fast alles selber. Vor allem das Backen hat es mir dabei angetan.

Mit der Zeit habe ich, so glaube ich, meinen eigenen Stil gefunden.  Wenn man gefragt wird, was man als Veganer denn so isst, gibt sich der Gesprächspartner die Antwort gerne selber. “Matschigen Tofu” oder “Sojapampe” wolle man nicht essen. Tofuwürstchen möge man nicht und Sojamilch könne man auch nicht leiden. Und veganes Gulasch könne nie im Leben so gut schmecken, wie “echtes”. Ohne Fleisch, Butter und Sahne sei das alles nix. Gerade wegen dieser Einwände habe ich mich früher öfter mal dabei erwischt, zu Parties etwas mitzubringen, bei dem man auf keinen Fall merken sollte, dass es vegan ist. Damit es auch dem “Omnis” schmeckt.

Heute mache ich das nicht mehr. Ich glaube jetzt, veganes Gulasch schmeckt gerade dann am besten, wenn man es  nicht darauf anlegt, dass es schmeckt, als sei es mit Fleisch gemacht. Sojafleisch ist kein “richtiges” Fleisch. Auch ich schmecke einen Unterschied zwischen aus Kuhmilch hergestellter Sahne und solcher, die aus Sojamilch gemacht wird. Und ja, der Sojajoghurt schmeckt auch anders. Man muss auch nicht jede Nichtveganerin und jeden Nichtveganer davon überzeugen, dass der vegane Hotdog so schmeckt wie das vermeintliche Original.

Aber das ist überhaupt nicht schlimm. Meiner Meinung nach geht es nicht darum, die Küche, an die die meisten Menschen gewöhnt sind, so gut wie möglich zu imitieren, damit bloß keiner merkt, dass er jetzt was Veganes gegessen hat. Viel besser ist es, so finde ich, zu dem “anders sein” zu stehen und sich trotzdem von traditioneller Küche  inspirieren zu lassen.

Es geht mir darum, veganes Essen als eigene Küche mit eigenen Traditionen und einem eigenen Geschmack zu präsentieren. Man sollte, so denke ich, selbstbewusst damit umgehen, dass das eigene Essen zwar anders aber deshalb nicht schlechter ist. Das heißt natürlich nicht, dass man keine Tofuwürstchen, kein veganes Gulasch oder kein veganes Tiramisu mehr essen oder kochen sollte. Auf diesem Blog gibt es sehr viele Rezepte, die sich an mit Tierprodukten hergestellten “Originalrezepten” orientieren. Ich meine, man sollte alle Rezepte mit  frischen und vielleicht ungewöhnlichen Zutaten zubereiten, diesen Speisen eine eigenen Note geben. Man sollte sich nicht für die fehlende Sahne oder das fehlende Fleisch entschuldigen beziehungsweise diese Gerichte immer mit ihren “normalen” Verwandten vergleichen. Man sollte veganes Essen als selbstständige Küche betrachten, die zu einem großen Teil auf frischen Zutaten basiert.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf sind die Rezepte auf meinem Blog entstanden. Ich hoffe, es ist etwas dabei, dass Euch gefällt. Viel Spaß beim Stöbern und Kochen.

Unser Biomülleimer muss übrigens mittlerweile fast jeden Tag gelehrt werden. Dafür wohnen wir aber nur noch im ersten Stock.

Bei Fragen und Anregungen kann man mich hier kontaktieren.

Warum ich übrigens immer noch Fett, Zucker und Weißmehl benutze und was ich von der Gleichsetzung von Veganismus und Schlankheit/Gesundheit halte, kann man hier nachlesen.