Vor ein paar Wochen bin ich mal wieder in eine Tofu-Falle getappt. Jemand fragte mich nach der Ernährung unserer Tochter und wollte wissen, ob wir ihr Fleisch zu essen geben. Ich dachte, ich wüsste, was jetzt kommen würde und habe mich vorsorglich in Verteidigungshaltung begeben. Ich dachte nämlich, die nächste Frage wäre „Und was ist mit Eisen?“ Also habe ich davon gesprochen, dass wir ihr Hülsenfrüchte und Tofu geben. Mein Gegenüber reagierte darauf mit einer kleinen Schimpftirade, mit der ich nicht gerechnet hatte. Beim Wort „Tofu“ explodierte er und erklärte mir, dass er Tofu nicht leiden könne. Der schmecke nach nichts, außerdem diese wabbelige Textur und überhaupt sei der doch einfach widerlich. Er könne nicht verstehen, warum Veganer_innen das immer essen würden. Genau wie andere „Fleischersatzprodukte“. Was das denn solle?
Ich glaube, er nahm an, dass alle Vegetarier_innen und Veganer_innen eigentlich jeden Tag dem Verzicht auf Fleisch hinterhertrauern und deshalb alles in Bewegung setzen um es zu imitieren. Er konnte nicht verstehen, wie man denn freiwillig eine aus Tofu hergestellte Wurst essen kann, wenn es doch überall „richtige“ Wurst zu kaufen gibt. Dieses Argument höre ich oft und lange viel es mir schwer zu erklären, warum man sich bewusst die planzliche Alternative „antut“. Für viele Menschen ist der Konsum von Tierprodukten selbstverständlich. Es würde ihnen nie in den Sinn kommen, auf sie zu verzichten, denn „dafür sind Tiere doch schließlich da“. Sie können die Tiere deshalb nicht abgelöst von deren Funktion als Produkt betrachten. Meistens folgt in diesem Zusammenhang dann auch der Hinweis, dass sie selbst nur Biofleisch kaufen und dafür sind, dass die Tiere gut behandelt werden. Und weil sie niemals außerhalb von diesen Kategorien denken können, verstehen sie auch nicht, warum andere Menschen sich dafür entscheiden, Würste zu essen, dieaus pflanzlichen Lebensmitteln hergestellt sind. Oder warum man „diesen geschmacklosen Tofu“ essen kann.
Manchmal sehe ich bei solchen Diskussionen eine dicke Mauer zwischen mir und den Leuten mit denen ich da gerade rede. Die ist noch dicker geworden, seit ich ein Kind habe. Oft werde ich seitdem gefragt, wie wir F. ernähren. Wenn ich erzähle, dass sie kein Fleisch bekommt, wird oft gefragt, ob das nicht gemein sei. Da merke ich dann immer schmerzlich, dass ich in einer total anderen Welt lebe. Aus meiner Sicht wäre es gemein, meinem Kind Fleisch zu geben. Und zwar für das Tier. Aber das sage ich dann nicht, weil ich an der Stelle immer denke, dass man da nicht weiterkommt.
Ich habe manchmal einfach keine Lust mehr, solche für mich selbstverständlichen Dinge zu erklären. Zu erklären, dass das Problem eben genau darin liegt, so selbstverständlich vom Tierprodukt auszugehen.
Diese selbstverständlichen Tierprodukte, die Annahme, dass es nun mal die Aufgabe des Tieres ist, nützlich zu sein, führt wahrscheinlich auch dazu, dass sich so viele Leute immer darüber beklagen, dass Veganer_innen ja ständig irgendwelche „Fakeprodukte“ essen. Warum, um Gottes Willen, machen sie denn den Kuchen mit Margarine, wenn es doch so tolle regionale Butter von ganz toll gepflegten Kühen gibt? Damit ich das nicht jedesmal wieder erklären muss, bin ich dazu übergegangen, nicht mehr zu versuchen, die perfekte vegane Version von Omas Schwarzwälderkirschtorte oder Schwiegermutters Superkäsekuchen zu machen. Generell versuche ich mich nicht mehr an der perfekten veganen Version „normaler“ auf Tierprodukten basierenden Gerichten. Stattdessen, finde ich, sollte man den Fokus darauf richten, die vegane Küche als anders und selbständig zu präsentieren. Dann verlaufen meiner Erfahrung nach auch die Diskussionen anders.
Ich versuche meistens nicht mehr die Leute davon zu überzeugen, dass Tofu doch ganz lecker ist, wenn man weiß, wie man ihn zubereitet. Stattdessen benutze ich einfach Tempeh. Das kennen viele Leute überhaupt nicht und haben deshalb auch keine Assoziationen dazu und schon gar keine negativen Vorurteile. Sie sehen es nicht als Fleischersatz und fragen dann woher es kommt, wieso man es benutzt, woher man davon weiß und wie man es denn zubereitet.
Ich selbst koche auch noch nicht so lange mit Tempeh, kann es heute aber gar nicht mehr fassen, dass ich mich früher nie rangetraut habe. Es ist ja tatsächlich viel leicher zuzubereiten als Tofu, mann muss kein Wasser herauspressen und marinieren ist auch nicht unbedingt nötig.
Für diese Rezept habe ich dem Tempeh einfach eine Panade verpasst und zusammen mit der Koriandersauce ist es ein perfektes Abendessen für den Sommer. Man kann es frisch aus dem Ofen servieren, es schmeckt aber auch abgekühlt ganz gut.
Knuspriges Tempeh mit Koriandersauce
Für die Koriandersauce:
40 g frischer Koriander
2 EL Mandelmus
2 EL Wasser
1 EL Olivenöl
1 EL Zitronen- oder Limettensaft
1/2 TL Rauchsalz (oder Tafelsalz)
1/4 TL Chipotlepulver oder Räucherpaprika (oder mehr, falls normales Salz verwendet wird)
Alle Zutaten in den Mixer oder die Küchenmaschine geben und pürieren. (Bei einem Stabmixer muss man wahrscheinlich größere Mengen an Zutaten verwenden.)
Für das Tempeh:
200 g tempeh, in 1/2 cm dicke Scheiben geschnitten
90 g Cornflakes, fein zerstoßen (z. B. im Mörser)
2 EL Stärke
1 TL süßes Paprikapulver
1/2 TL Salz
schwarzer Pfeffer
250 ml kaltes Wasser
Ofen auf 200°C vorheizen. Ein Backblech mit Backpaper auslegen.
Cornflakes in einen Suppenteller geben. Stärke, Paprika, Salz, Pfeffer und Wasser gut verrühren. Tempehscheiben erst in die Stärkemischung tauchen und dann in die Cornflakes. Gut andrücken. Aufs Backblech legen und eventuell noch ein paar Cornflakesbrösel dazugeben und andrücken.
Im Ofen ca. 10 Minuten backen, bis die Cornflakes goldbraun sind. Mit Reis und Salat servieren und in die Sauce dippen.