„Dieser Kuchen. Den könnte ich ganz alleine essen.“ Das sagte mein Kollege, nachdem er ein Stück von diesem Zitronenkuchen probiert hatte. Was für ein Kompliment. Aber ich habe es mir verdient, denn diesen Kuchen habe ich sechs Mal gemacht. Er sollte perfekt sein.
„Sechs?“ Meine Kollegen guckten mich verwirrt und ungläubig an. „Warum machst du das?“ Na ja, ich war wohl ein bisschen besessen von diesem Kuchen. Ich hatte eine ganz genaue Vorstellung im Kopf. Ich wollte einen guten Boden. Nicht so einen viel zu feuchten oder viel zu trockenen, sondern einen mit genau der richtigen Konsistenz. Nicht zu locker, nicht zu feucht und nicht zu krümelig. Fest genug zum Schneiden aber nicht steinhart. Und beim sechsten Mal gelang es. Mit der Füllung habe ich ebenso gekämpft. Ich mag keine Sojasahne und außerdem wollte ich ja eine eigene Sahnefüllung machen und kein Fertigprodukt benutzen. Ich habe es mit Mandelcreme versucht, aber die schien mir für diese Art von Kuchen nicht geeignet, auch wenn ich das Rezept fünf Mal verändert habe. Deshalb habe ich für den letzten Kuchen eine Dose Kokosmilch in den Kühlschrank gestellt. Über Nacht sollte sich das Fett an der Oberfläche absetzten und die Grundlage für eine einfache Kokossahne bilden. Aber am nächsten Tag hatte sich nichts abgesetzt. Da hätte ich den Kuchen fast aus dem Fenster geworfen.
Daraufhin fiel mir ein, dass man so eine Sahnefüllung ja oft mit Sahnesteif macht. Sogar die vegane Sahne wird so hergestellt. Ich habe aber nie Sahnesteif da. Denn zum einen habe ich einen Vater, der die tollsten Sahnetorten ganz ohne Sahnesteif macht und es mir deshalb immer überflüssig erschien. Außerdem können viele Leute, die meinen Blog lesen, Sahnesteif nicht bekommen. Ich habe dann trotzdem mal nachgesehen, woraus dieses Zauberpulver besteht und mir fiel auf, dass diese gar nicht so anders sind als die in meinem Eiersatz. Und den hatte ich da! Und es hat funktioniert. Es dauert zwar ein bisschen (die meiste Zeit steht die Sahne zum Kühlen im Gefrierfach), aber es lohnt sich. So ist eine luftige und stabile Kokos-Zitronensahne entstanden, die wirklich fantastisch schmeckt. Durch die Zitrone wird der Kokosgeschmack etwas abgemildert, die Füllung ist leicht und frisch. Sie ist nur wenig gesüßt und daher genau richtig für eine Sahnetorte. Natürlich sieht die Zutatenliste jetzt etwas lang und umständlich aus. Man könnte die Füllung durchaus durch eine einfache Kokossahne ersetzen oder, wenn man es lieber mag, auch durch gekaufte Sojasahne. Aber das verändert den Geschmack sehr und nimmt dem Kuchen das Besondere.
Weitere Abwandlungsmöglichkeit: Im Teig 100 g Zucker durch selbstgemachten Vanillezucker ersetzen (Zitronenschale ebenfalls weglassen) und die Creme mit Sojamilch statt Zitronensaft machen. Den Puderzucker ebenfalls durch Vanillezucker ersetzten. So erhält man einen fantastischen Vanillekuchen.
Zitronencremekuchen (1 20 cm Springform)
Zutaten:
Für den Kuchen:
240 ml Sojamilch
1 EL Apfelessig
250g Zucker
120 g weiches Kokosfett
300 g Mehl Type 405
3 TL Backpulver
1/8 TL (1 Messerspitze) Natron
1/4 TL Salz
1/4 TL gemahlene Vanille
geriebene Schale einer großen Zitrone
Für die Sahnefüllung:
60 ml Zitronensaft
1 TL Agar-Agar (Pulver)
1 Dose (400 ml) Kokosmilch
60 g Puderzucker
2 TL Eiersatz (Ich benutze Orgran No-Egg)
25 g Speisestärke
1 Messerspitze gemahlene Vanille
Der Boden sollte am Tag vorher zubereitet werden. Ofen auf 190°C vorheizen und eine Springform (20 cm Durchmesser) einfetten und mit Mehl einstäuben.
Sojamilch und Essig mischen.
Kokosfett und Zucker schaumig schlagen. Das dauert ca. 2-5 Minuten.
Mehl, Backpulver, Natron und Salz unterrühren. Dann die restlichen Zutaten und die Sojamilchmischung dazugeben und alles zu einem sehr festen Teig verarbeiten. Der Teig soll so sein, bitte keine zusätzliche Flüssigkeit verwenden.
In die Kuchenform füllen und 40-43 Minuten backen. Ein Holzstäbchen in die Mitte des Kuchens stecken und so prüfen, ob er gar ist: bleibt nichts hängen, ist er gar!
Vollständig abkühlen lassen und dann mit Hilfe eines Messers den Rand lösen und die Form vorsichtig öffnen. Den Kuchen über Nacht ruhen lassen. Er kann mit Folie abgedeckt werden.
Am nächsten Tag den Kuchen durchschneiden und die Füllung zubereiten:
Zitronensaft in einen kleinen Topf geben und mit dem Agar verrühren. Zum Kochen bringen und zwei Minuten kochen lassen, dabei ständig rühren. Beiseite stellen und die Kokosmilch in eine schmale, hohe Schüssel geben. Ein Rührgerät hineinhalten und anschalten. Gleichzeitig die Zitronensaftmischung langsam dazugießen. Kurz auf höchster Stufe rühren. Dann für 45 Minuten ins Gefrierfach stellen.
Die Kokosmilchmischung sollte eine mousseartige, lockere Konsistenz haben, wenn man sie aus dem Gefrierschrank nimmt. Nun die restlichen Zutaten dazugeben und mit dem Rührgerät auf höchster Stufe zwei Minuten lang gut durchschlagen. Dabei fällt die Mischung zusammen, aber das macht nichts. Die Mischung wieder in den Gefrierschrank stellen und diesmal eine Stunde kühlen. Sie hat dann eine cremige Konsistenz von nicht fertig aufgeschlagener Sahne, das heißt sie ist noch nicht ganz steif, aber auch nicht mehr flüssig. (Kann man vielleicht ganz gut auf dem Bild am Ende dieses Eintrags sehen.)
So kann man sie auf dem Kuchen verteilen, denn sie wird im Kühlschrank noch fester.
Die untere Hälfte des Kuchens mit der Hälfte der Sahnemischung bestreichen und die obere Hälfte vorsichtig daraufsetzen. Die restliche Sahne auf dem Kuchen verteilen, dabei auch die Seiten mit der Sahne bestreichen. Den Kuchen vorm Servieren mindestens zwei Stunden in den Kühlschrank stellen und dann mit einem sehr scharfen Messer vorsichtig anschneiden.