Ich hätte darauf vorbereitet sein sollen, denn es passiert jedes Jahr. Meine Nachbarin gibt mir eine Riesentüte voll mit Mangold aus ihrem Garten. Darüber freue ich mich immer sehr, aber gleichzeitig versetzt es mich in Panik. Ich mag grünes Blattgemüse, aber ich kenne mich nicht besonders gut damit aus. In meiner Familie gab es nie Mangold. Bei uns gab es einmal die Woche Salat, ab und zu Kohlsuppe oder -rouladen und im Winter Grünkohl. Das wars. Außerdem wurde sehr sorgfältig darauf geachtet, dieses Gemüse auch schön totzukochen, mindestens eine Stunde. Weil ich bei grünem Gemüse deshalb immer an fahlen Matsch denken musste, kam es auch später nur selten auf unseren Einkaufszettel. Außerdem natürlich auch, weil es grünes Blattgemüse nur selten gibt. Hat man kein Gemüsekistenabo, keinen Bioladen in der Nähe oder kann sich beides einfach nicht leisten, dann gibt es meist nicht viel Auswahl. Denn in normalen Supermärkten gibt es in meinem Umfeld außer Kohl kaum etwas, das grüne Blätter hat. Und wenn, dann nur in Ausnahmefällen und gerne im Kilobeutel. Und jetzt sitzt genau so ein Kilobeutel in meiner Küche und verwandelt sich langsam in eine Figur aus einer Kafkaerzählung.
Erst wenn das Grünzeug gekocht ist, wird mir klar, dass man davor keine Angst haben muss. Denn selbst der größte Haufen Mangold schrumpft in der Pfanne zu einer essbaren Portion. Und dafür muss man ihn gerade mal fünf Minuten kochen. Dieses Rezept ist improvisiert und reicht für eine Person. Für zwei Leute würde ich einfach Reis oder Quinoa dazu kochen, dann stimmen die Portionen wieder. Unsere Tochter weigert sich bisher, so offensichtlich aus Blättern bestehendes Gemüse zu essen, deshalb haben wir für sie einfach grüne Bohnen genommen. Das könnte auch für andere, denen es schwer fällt, Mangold aufzutreiben, eine gute Alternative sein.
Mangold mit Sesamtofu
Für den Tofu:
2 EL Sesamsamen
4 EL Wasser
2 EL Sojasauce
2 TL Zitronensaft
2 TL brauner Zucker
2 Knoblauchzehen, gepresst
1 EL Ingwer, gerieben
eine frische rote Chili, nach Geschmack
200 g fester Tofu
Für den Mangold:
1 EL Öl
1 mittelgroße Zwiebel, in kleine Würfel geschnitten
1 Knoblauchzehe, gepresst
Salz und Pfeffer zum Abschmecken
260g Mangold, gewaschen und in dünne Streifen geschnitten
Vorgehensweise:
Sesamsamen in eine kleine Pfanne geben und goldbraun rösten. In eine Schale geben, die groß genug für den Tofu ist, denn dieser wird nach dem Braten im Sesam gewendet.
Wasser, Sojasauce, Zitronensaft, Zucker, Knoblauch, Ingwer und Chili verrühren.
Tofu in kleine Würfel (1/2 cm) schneiden. Eine große beschichtete Pfanne erhitzen und den Tofu ohne Fett von allen Seiten anbraten, bis er goldbraun ist. Die Marinade in die Pfanne gießen und rühren, bis die meiste Flüssigkeit verdampft ist.
Den Tofu im Sesam wenden.
Öl in die Pfanne geben und die Zwiebeln glasig braten. Knoblauch und Mangold dazugeben und ca. fünf Minuten braten, bis der Mangold zusammengefallen ist. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Auf einen Teller geben, Tofu darauf verteilen und mit Chilisauce und Zitrone servieren.