Ich habe dieses Jahr noch nicht viel Süßes gebacken, weil ich nach Fertigstellung meines E-Books ein Zucker-Burnout hatte. Ja, das gibts! Aber als ich neulich diesen Marzipan-Cheesecake mit Brownieboden sah, war ich sofort geheilt. Der sollte unser Sonntagskuchen werden, und zwar gleich. Aber leider kann man nix durch den Bildschirm zaubern, egal wie lange man draufstarrt. Außerdem war der Kuchen nichtmal vegan.
Wenn man einen Käsekuchen veganisieren möchte, gibt es zwei bekannte Möglichkeiten: Für einen US-amerikanischen Cheesecake braucht man Frischkäse, für einen eher deutschen oder osteuropäischen Käsekuchen nehmen viele Leute abgetropften Sojajoghurt. Das Rezept, das ich mir angesehen habe, war ein mit Frischkäse und saurer Sahne hergestellter Cheesecake. Mittlerweile bekommt man ja beides problemlos vegan, aber ich habe mich trotzdem für abgetropften Joghurt entschieden. Ich bin da altmodisch und stur, weil ich als Veganerin mit Improvisieren „aufgewachsen“ bin und alles selber machen will. Klar könnte man den Kuchen ohne Probleme mit Eiersatz, Frischkäse und saurer Sahne auch vegan backen, aber dann würde es mir keinen Spaß mehr machen. Interessanterweise sehe ich Joghurt und Sojamilch nicht als Ersatzprodukt, sondern als Grundnahrungsmittel. Ohne die geht bei mir nix, ohne Frischkäse und saure Sahne geht alles. Noch wahrscheinlicher ist aber: an den Geschmack von Sojamilch und Sojajoghurt habe ich mich gewöhnt, aber nochmal will ich meine Geschmacksnerven nicht umgewöhnen.
Ich habe den Kuchen also mit den Zutaten veganisiert, die mir am besten schmecken und deren Backeigenschaften ich kenne. Mit Frischkäse und sauer Sahne hätte ich bestimmt geschmacklich rumexperimentieren müssen, weil mir beides in veganer Form nicht so schmeckt. Es ist also falsch, was ich vorhin gesagt habe. Ich will es mir doch einfach machen. Aber das betrifft nur den Geschmack. Es hat ja lange genug gedauert, bis ich herausgefunden habe, wann man Tofu in einen Kuchen packen kann, ohne dass er nach Tofu schmeckt. Oder warum ich für viele Rezepte lieber Kokosfett statt Margarine nehme. Geschmacklich bin ich also etwas eingefahren, weil ich weiß, was für mich funktioniert. Experimentiert habe ich trotzdem noch genug, denn mein Rezept hat mit der Vorlage eigentlich außer den Geschmackskomponenten nichts zu tun. Wie auch immer, diese Schnitten sind toll geworden! Ein ganz saftiger Boden ist herausgekommen und dazu eine cremige Füllung mit einem nicht zu starken Marzipangeschmack. (Das wurde als Lob von P, dem Marzipanhasser, genau so gesagt.) Die Schnitten schmecken direkt nach dem Abkühlen am besten, wenn man sie im Kühlschrank aufbewahrt, sollte man sie vorm Servieren ein oder zwei Stunden bei Zimmertemperatur stehen lassen.
Käsekuchen-Brownie-Schnitten mit Marzipan (für eine quadratische Form, 20 x 20 cm)
Für den Boden:
120 g fester Tofu
6 EL Öl
6 EL Pflanzenmilch
100 g Zucker
2 TL Vanilleextrakt oder 1/2 TL gemahlene Vanille
120 g Mehl
1/2 TL Salz
1/2 TL Backpulver
170 g dunkle Schokolade, geschmolzen
Für die Füllung:
500 g Joghurt, abgetropft (siehe Hinweis)
175 g rohe Cashewnüsse
110 g geschmolzene Margarine (oder Kokosfett)
120 ml Pflanzenmilch
125 g Zucker
150 g Marzipan, fein gehackt
1 EL Speisestärke
1 TL Vanilleextrakt oder 1/4 TL gemahlene Vanille
Hinweis: Für abgetropften Sojajoghurt platziert man ein feines Sieb über einer Schüssel und legt ein dünnes Tuch (Stoffwindel o. ä.) hinein. Den Joghurt darübergießen und über Nacht im Kühlschrank ruhen lassen. Das Tuch nimmt in dieser Zeit die meiste Flüssigkeit auf und am nächsten Morgen hat die Masse eine Konsistenz ähnlich der von Sauerrahm oder griechischem Joghurt.
Ofen auf 180°C vorheizen und eine quadratische Backform (20 x 20 cm) mit Backpapier auslegen.
Für den Boden Tofu, Öl, Milch, Zucker und Vanille in einen Standmixer (alternativ Universalzerkleinerer oder Pürierstab) geben und alles gut pürieren. Mehl, Salz und Backpulver in einer Schüssel mischen und die flüssigen Zutaten dazugeben. Schokolade unterrühren. Den Teig in die Form füllen und glattstreichen.
Für die Füllung Joghurt, Cashewnüsse, geschmolzene Margarine, Milch und Zucker in einen Standmixer (alternativ Universalzerkleinerer oder Pürierstab) geben und pürieren. Marzipan dazugeben und wieder mixen. Das dauert eine Weile, bitte darauf achten, dass das Gerät nicht heiß läuft. Dann Stärke und Vanille unterrühren und die Mischung auf die Browniemasse geben. 35-40 Minuten backen, bis die Füllung goldbraun und fest ist. Mit Aluminiumfolie abdecken, falls sie zuschnell bräunt. Vor dem Servieren abkühlen lassen.
Tipp: Zum Dekorieren kann man gehobelte Schokolade nehmen oder kleine Marzipanblümchen ausstechen.