Für alle im Westen aufgewachsenen Kinder war Nutella das Beste. Schokolade aufs Brot, von den Eltern erlaubt. Meine Eltern hätten uns auch Nutella gekauft, wenn wir uns an eine feste Regel gehalten hätten: Der Aufstrich muss aufs Brot, man kann ihn nicht einfach aus dem Glas essen. Wir fanden diese Regel sehr doof, obwohl das Brot, das meine Eltern kauften, toll war. Frisches Mischbrot mit glänzender Knusperkruste. Aber es war kein Weißbrot, kein Hefebrot, sondern Sauerteigbrot. Und dazu schmeckt weder Marmelade noch Nutella. Na ja, wenn ich ehrlich bin, war das gar nicht der Grund. Ich weiß nicht mehr, wie es meiner Schwester ging, aber ich mochte kein Nutella, auch nicht einfach so aus dem Glas.
Das habe ich anscheinend regelmäßig vergessen, denn manchmal haben wir unseren trotzdem Vater angebettelt, uns ein Glas zu kaufen. Er hat sich geweigert und wir haben ihn immer wieder darum gebeten, bis er aufgab. Er kaufte Nutella, obwohl er wusste, dass wir genau einmal davon essen würden. Dann landete es im Schrank, dreiviertel voll und wir haben es nie wieder angerührt. Es war uns wohl zu reichhaltig und außerdem hat mich der Geschmack gestört. Ich fand Schokolade oder Kakao wohl doch nicht so toll. Das blieb so, bis ich etwas entdeckte, dass streng genommen keine Schokolade ist: weiße Schokolade. Manche Leute finden sie zu süß, aber ich finde, sie ist gerade richtig und noch dazu sehr cremig.
Vegane weiße Schokolade ist nicht leicht zu bekommen und auch nicht gerade günstig und die meisten Sorten haben einen sehr künstlichen Geschmack. Dann gab es eines Tages diese Sorte mit dem furchtbar albernen Namen. Ein bisschen sehr gelb war sie, aber geschmeckt hat sie genau wie in meiner Erinnerung: sehr süß, fast ein bisschen zu süß, und sehr cremig. Gekauft habe ich sie bisher nur selten, denn ich musste sie im Internet bestellen, im 500 g Beutel, der war günstiger. Schon vor der Bestellung habe ich mir jedes Mal überlegt, wie ich meine Schokolade anlegen würde, verarbeitungstechnisch, denn so etwas Besonderes sollte ich besser nicht einfach verschlingen. Und obwohl es mittlerweile Kokku gibt, einen tollen kleinen Onlineversand, dessen Lager sich direkt bei mir um die Ecke befindet, und wo man die Schokolade einfach so aus dem Regal fischen kann, mache ich das immer noch so. Das mit dem Überlegen und Planen. Weiße Schokolade ist was Besonderes, genau wie jede andere Schokolade auch, und deshalb versuche ich, etwas Tolles aus ihr zu machen. Diesmal ist es ein weißer Schokoladenaufstrich mit knackigen, gerösteten Mandelstückchen geworden. Den kann man wiederum direkt aus dem Glas essen, aber das ist jetzt eine andere Geschichte. (Tut es nicht, nächste Woche kommt ein Rezept für Tartelettes mit weißer Schokolade und Zitronencreme.)
Weißer Schokoladenaufstrich
Zutaten
180 g Mandelstifte
2 EL Öl
Samen einer halben Vanilleschote
150 g geschmolzene weiße Schokolade
1 Msp Salz
Vorgehensweise
1. Die Mandeln in eine kleine Pfanne geben und leicht anrösten. Abkühlen lassen.
2. Mandeln und Öl in einen Universalzerkleinerer geben und zu einer feinen Masse mahlen. Dann weitermahlen, bis die Masse zu Mus wird. Das dauert, je nach Gerät, eine Weile. Zwischendurch die an den Rändern hängen gebliebene Masse abkratzen und immer weiter pürieren, aber darauf achten, dass das Gerät nicht überhitzt.
3. Wenn sich die Masse in Mus verwandelt hat, Vanille dazugeben.
4. Schokolade dazugeben, Salz darüberstreuen und alles nochmal pürieren.
5. In einem Glas aufbewahren.
Hinweise
Die Mandelmasse lässt sich nicht zu glatten Mandelmus verarbeiten, wie man es aus dem Geschäft kennt. Dadurch bekommt der Aufstrich eine tolle Textur, die an Erdnussmus der Sorte „Crunchy“ erinnert. Alternativ kann man 150 Gramm fertiges Mandelmus nehmen, so geht es dann auch noch schneller.