Manchmal schaue ich mir meine alten Rezepte an. Dann schüttelt es mich oder ich falle vor Lachen vom Stuhl. Als ich anfing selber zu Backen, und das auch noch vegan, wusste ich eigentlich nichts über Methoden, Zutaten und so weiter. Viele vegane Backbücher gab es auch nicht. Deshalb habe ich alles selbst gemacht und ausprobiert, um es dann auf diesem Blog zu teilen. Ich war ganz wagemutig, viele Eier oder Milchprodukte im Rezept haben mich nicht abgehalten. Ich habe die Rezepte trotzdem veganisiert, wie man so schön sagt. Es hat Spaß gemacht und es war eine sehr kreative Freizeitbeschäftigung. Ich fühlte mich wie Molly Bloom, auch wenn ich nicht im Bett saß, sondern in der Küche einfach eine Zutat nach der anderen in die Schüssel kippte. Stream of Zutaten. Oft hätte ich es mir einfacher machen können, aber dann hätte ich nicht so viel gelernt. Damals war es mir nicht wichtig, was aus den Rezepten wurde. Ich rechnete sowieso nicht damit, dass jemand sie nachbacken würde. Meine Fehler waren für alle sichtbar, aber das war egal, denn es wahr ja nur ein Rezepteblog, kein publiziertes Buch, kein Produkt. Auch wenn das heute immer noch so ist, backe ich anders. Ich kenne viele Backmethoden, weiß welche Zutaten man wann verwenden sollte und welche man getrost weglassen kann. Ich möchte, dass meine Rezepte einfach nachzubacken sind und sie sollen zuverlässig gelingen. Deshalb überarbeite ich manchmal das eine oder andere alte Rezept, mache neue Fotos und stelle es dann wieder ein.
Einmal habe ich in einer Supermarktzeitung ein Rezept für Schoko-Haselnusschnitten gefunden. Ich weiß heute nicht mehr, was genau drin war, aber meiner veganen Zutatenliste nach zu urteilen, müssen es eine Menge Milchprodukte und Eier gewesen sein. Ich muss versucht haben, sie alle peinlichst genau zu ersetzen. Ich habe mir sogar die Mühe gemacht, aus Tapiokastärke, Margarine, Sojamilch, Sojasahne und Backpulver einen eigenen Eiersatz herzustellen. Das war viel zu viel unnötige Arbeit. Aber die Schnitten waren robust und haben meinen umfassenden Zutatenaustausch überstanden. Sie waren sogar ziemlich lecker. Dieses merkwürdige Rezept fällt mir nun immer auf, wenn ich in mein Archiv sehe. Vor einiger Zeit habe ich es endlich überarbeitet und dabei einige Zutaten und Schritte weggelassen. Und die Mürbeteigschnitten sind genau so lecker geworden wie damals: ein dicker, zarter Mürbeteigboden mit einem saftigen Haselnussbelag. Und diesmal war alles viel unkomplizierter.
Wie hat sich Euer Backen und Kochen über die Jahre verändert? Was habt Ihr gelernt und wo seit Ihr jetzt ganz selbstbewusst? Haben sich Eure Methoden verändert und ohne welche Methoden und Zutaten könnt Ihr mittlerweile gut leben, auch wenn ihr immer dachtet, diese wären unersetzbar?
Hinweis: Es gibt mittlerweile viele Diskussionen über das richtige Backfett. Ich benutze Kokosfett und zwar hauptsächlich, weil ich es einfach und günstig bekommen kann. Wenn man fair gehandeltes Kokosfett kauft, ist es zudem eine sehr gute Alternative zu Palmölprodukten. Außerdem ist nicht jede Margarine überall verfügbar und manchmal verfälscht das ein Rezept. Ich finde allerdings, jede_r sollte das selbst entscheiden und nicht überall gibt es Kokosfett. Für dieses Rezept kann man deshalb auch Margarine nehmen. Da diese im Gegensatz zu Kokosfett Wasser enthält, braucht man eventuell weniger bzw. gar keine Sojamilch für den Boden.
Mürbeteigschokoschnitten mit Haselnüssen
Zutaten
Für den Boden
300 g Weizenmehl
100 g gesiebter Puderzucker
60 g gesiebtes Kakaopulver
1/2 TL Salz
1/4 TL Backpulver
165 g weiches Kokosfett (oder 200 g Margarine)
1-2 EL Sojamilch, nach Bedarf
Für den Belag
200 g gemahlene Haselnüsse (oder Walnüsse)
180 g brauner Zucker
3 EL Stärke
1 TL Backpulver
1/4 TL Salz
80 g Sojajoghurt
80 ml Öl
60 ml Sojamilch
1 TL Vanilleextrakt oder 1 Päckchen Vanillezucker
Vorgehensweise
1. Eine quadratische Form (20 x 20 cm) einfetten oder mit Backpapier auslegen. Den Ofen auf 180°C vorheizen.
2. Für den Boden Mehl, Puderzucker, Kakaopulver, Salz und Zucker in eine Schüssel geben und gut mischen.
3. Das Kokosfett einkneten. Sojamilch dazugeben, falls der Teig zu krümelig ist.
4. In die Form drücken und kurz in den Kühlschrank stellen.
5. Für die Füllung alle trockenen Zutaten mischen.
6. Die flüssigen Zutaten dazugeben und alles gut durchrühren.
7. Auf den Boden gießen und glattstreichen.
8. Ca. 45-50 Minuten backen. Mit Aluminiumfolie abdecken, falls der Belag zu dunkel wird.
8. Vollständig abkühlen lassen und in 16 Quadrate oder größere Stücke teilen.