Nachdem vor Jahren einige Male in einem indischen Restaurant gegessen hatte, versuchte ich die tollen, aromatischen Gerichte zu Hause nachzukochen. Mit sehr mäßigem Erfolg. Damals besaß ich nur ein paar Kochbücher und auf die Idee, im Internet nach Rezepten zu suchen, kam ich nicht. (Hey, es ist schon sehr lange her und ich hatte noch nicht mal einen eigenen Computer.) Ich dachte, die „Curryrezepte“ in meinen sehr deutsch bzw. westeuropäisch anmutenden Kochbüchern würden für meine Zwecke reichen. Am Ende kamen aber leider nur sehr bescheiden gewürzte Gemüseeintöpfe heraus. Erst langsam habe ich gelernt, mit Gewürzen und Kräutern umzugehen. Als ich mich das nächste Mal an einem indischen Rezept versuchte, verdoppelte ich die Menge aller Gewürze. Das kam der Sache schon näher. Irgendwann habe ich dann angefangen, keine Mischungen aus dem Supermarkt mehr zu kaufen. Denn als ich in Göttingen lebte, fand ich eines Tages einen tollen kleinen Gewürzladen, in dem es allein zwanzig verschiedene Currypulver gab. Und jedes war um ein Vielfaches aromatischer als das Zeug aus dem Supermarkt. Mittlerweile habe ich ein sehr großes Gewürzregal. Dazu habe ich im Laufe der Zeit ein paar Tricks gelernt. Ich weiß nicht mehr, wer mir gezeigt hat, dass man zum Beispiel ganze Kreuzkümmelsamen in einer Pfanne rösten kann. Ich glaube, das war einer der wertvollsten Kochtipps, die ich jemals bekommen habe. Die Hitze vervielfacht jede Geschmacks- und Geruchsnuance. Womit ich wieder bei den indischen Gerichten wäre, bei denen die gerösteten Gewürze einen Großteil des tollen Geschmacks ausmachen.
Mittlerweile benutze ich geröstete Gewürze als Grundlage für sehr viele Gerichte, insbesondere für einfache Suppen. Die nachfolgende Paprikasuppe ist so ebenfalls zu einem ganz besonderen Essen geworden. Ich habe gleich mehrere Gewürze geröstet und sie danach in einer kleinen Kaffeemühle mit Schlagwerk zu einer Gewürzmischung gemahlen. Weil Gemüsesuppe nicht wirklich satt macht, habe ich die Mischung zugleich als Basis für eine Tempehmarinade verwendet und das Tempeh zusammen mit der Suppe serviert. Wenn Ihr übrigens gerade genauso unter der Hitze leidet wie ich, kann ich empfehlen, sowohl die Suppe als auch das Tempeh am Abend vorher zuzubereiten und am nächsten Tag kalt zu servieren. (Die Suppe schmeckt gekühlt gut, das Tempeh kann man bei Zimmertemperatur servieren.)
Paprika-Mandel-Suppe mit pikantem Tempeh (4 Portionen)
Zutaten
Für die geröstete Gewürzmischung
1 El Kreuzkümmelsamen
1 TL Koriandersamen
10 Gewürznelken
10 schwarze Pfefferkörner
5 Schoten schwarzer Kardamom
5 Pimentkörner
1 Sternanis
Für das Tempeh
200 g Tempeh
120 ml Wasser
2 El Weißweinessig
1 EL Olivenöl
1 EL Tomatenmark
1 rote Chilischote, in dünne Scheiben geschnitten (Samen entfernen) oder 1/2 TL Cayennepfeffer
2 cm frischer Ingwer, fein gehackt
4 Knoblauchzehen, fein gehackt
1 EL geröstete Gewürzmischung (siehe oben)
1 TL Salz
1 – 2 TL Agavennektar oder Zucker
Für die Suppe
50 g Mandeln
1 EL Öl
85 g Porree, in feine Ringe geschnitten
1 kleine Zwiebel, in Ringe geschnitten
4 Knoblauchzehen, gehackt
4 rote Paprikaschoten, entkernt und in Streifen geschnitten
2 TL geröstete Gewürzmischung (siehe oben)
1 TL gemahlener Kreuzkümmel
1 TL gemahlenes Paprikapulver
1 Sternanis
1 El Tomatenmark
720 ml Gemüsebrühe
Salz zum Abschmecken
1 EL Weißweinessig
Vorgehensweise
1. Für die Gewürzmischung alle Gewürze in eine kleine Pfanne geben und für 1 – 2 Minuten anrösten, bis die Gewürze einen sehr starken Duft entwickeln.
2. Vom Herd nehmen, abkühlen lassen und danach in einer Kaffeemühle mit Schlagwerk fein mahlen.
3. Für das Tempeh den Ofen auf 200°C vorheizen.
4. Das Tempeh in dünne Scheiben schneiden und jede Scheibe in vier Rechtecke schneiden.
5. Alle Zutaten für die Marinade in eine Auflaufform geben, verrühren, das Tempeh dazugeben und alles gut mischen.
6. 35-40 Minuten backen, bis die Marinade verdunstet ist. Das Tempeh mehrmals wenden.
7. Den Ofen auf 180°C herunterschalten und die Mandeln ca. 5 – 8 Minuten auf einem Backblech rösten.
9. Öl, Porree, Zwiebel, Knoblauch und Paprikaschoten in einen großen Topf geben und ca. 10 Minuten anbraten.
10. Restliche Zutaten (mit Ausnahme von Salz und Essig) dazugeben und 15 Minuten kochen.
11. Sternanis entfernen.
12. Mandeln in einen Mixer geben und ca. 120 ml Brühe aus dem Topf mit der Suppe dazugeben.
13. Cremig pürieren, dann die restliche Suppe dazugeben und wieder pürieren.
14. Mit Salz und Essig abschmecken und mit Tempeh servieren.