Das heutige Vegan-MoFo-Motto lautet: „Finde eine_n neue_n vegane_n Freund_in und erzähle uns davon!“ Das hab ich aber nicht gemacht. Mir ist beim aus der Tür treten keine_r über den Weg gelaufen. (Obwohl ich in den veganen Restaurants in unserer Straße bestimmt eine_n zum Umzingeln und Befreunden gefunden hätte. Na ja.)
Stattdessen möchte ich lieber etwas über meine neue vegane Lieblingsstadt erzählen. (Ja, Berlin, ick weeß. Aber es wird wirklich Zeit, dass Du ein bisschen rückst.)
Hamburg ist sowieso toll. Ich komme schließlich aus dem Norden und auch wenn wir viel näher an Bremen als an Hamburg wohnten, werde ich schon ganz nostalgisch, wenn ich den Namen nur höre. Als ich ein Kind war, waren wir gelegentlich an der Küste und auch gerne in Hamburg. Immer durch den Elbtunnel, vor dem immer Stau war. Jetzt lebe ich am anderen Ende der Elbe, die in Dresden aber viel zu klein ist für dicke Pötte und Tor zur Welt. Nach Hamburg kommen wir von hier aus selten, denn die Zugverbindung ist zwar direkt, aber auch ätzend und langsam. Und natürlich kann man im Zug nicht so laut dieses Lied hören. Als wir dieses Jahr unseren Urlaub planten, kam Hamburg deshalb endlich oben auf die Liste. Wir kennen dort genug Leute, um uns ein paar Tage durchzufressen. Das war aber gar nicht nötig und wir hätten wohl mindestens zwei Wochen bleiben müssen, um uns stattdessen durch sämtliche vegetarischen/veganen Restaurants und Cafés zu futtern.
Im Internet fanden wir lange Restaurantlisten, aber auch so gab es an jeder Ecke das eine oder andere zu essen. Manchmal kann man ja auch mal von einem Trend profitieren. Am Tag unserer Ankuft fuhren wir zu einem alteingesessenen vegetarischen Restaurant in Eppendorf. Eine schicke Einrichtung und jede Menge Personal warteten hier. Es gab ein günstiges Mittagsgericht und noch andere täglich (oder vielleicht wöchentlich) wechselnde Angebote. Dazu eine sehr abwechslungsreiche Karte mit vegetarischen und veganen Speisen. Ich entschied mich für ein Seitangericht, für das meine Pfeffersauce mit Kokosmilch statt Sahne zubereitet wurde. Das war klasse, denn grüne Pfeffersauce kann ich literweise essen. Der Seitan war auch sehr gut. Dazu gab es noch einen kleinen Salat mit Sesamdressing. Die Kellner_innen war sehr flott und trotz Fs mörderschlechter Laune (sie war sehr müde) extrem freundlich.
Dazu gab es noch einen kleinen Salat mit Sesamdressing. Das Personal war extrem flott und trotz Fs mörderschlechter Laune sehr freundlich. Wenn man es hinkriegt, eine müde Dreijährige aufzuheitern, hat man bei mir einen großen Stein im Brett.
Wir hatten uns eine Wohnung in Ottensen gemietet. Nicht weit weg gab es ein veganens Restaurant. Wir versuchten, zwei Tage im Voraus einen Tisch zu reservieren, aber da ging nix. Erst war ich beeindruckt und dachte, hier müsse es sich wohl um etwas ganz Besonderes handeln. Eine schon sehr lange in Hamburg lebende Freundin sagte uns später aber, dies sei ein normaler Zustand und Restaurantreservierungen mache man in Hamburg am besten mindestens eine Woche vor dem gewünschten Abend. Entweder gibts da zu viele Gäste oder zu wenig Restaurants. Beides kann ich mir nicht vorstellen. Aber interessant. Also improvisierten wir und versuchten es zur Mittagszeit woanders, wieder spontan.
Veg Out ist ein kleiner vegetarischer Imbiss in Ottensen. Es gibt nicht viel Platz und Stehtische. Das sollte aber niemanden abhalten, denn das Essen ist der Hammer. Mein Kichererbsen-Kokos-Curry war das beste Curry, was ich seit Langem gegessen habe. Es war cremig und fruchtig zugleich und noch dazu perfekt gewürzt. F bekam eine Linsensuppe, aber natürlich vergaß ich zu fragen, ob die scharf sei. Es war ein bisschen Chilli dran und das Kind gab nach drei Löffeln auf. Also haben P und ich uns die Suppe geteilt. Sie war auch sehr lecker, nur mit etwas zu viel Kurkuma gewürzt, fand ich. Aber das ist ja Geschmackssache.
Vollgestopft wanderten wir danach durch Ottensen und natürlich fand F einen Bonbonladen, der schön hamburgisch Bonscheladen heißt. Drinnen an der Theke wurde gerade Bonsche gerollt und geschnitten. Wir waren sofort hin und weg und F entschied sich für einen ordentlichen Lutscher mit Melone-Erdbeer-Geschmack. Ich fand gewöhnungsbedürftig, aber Kinder sind da ja schmerzfrei. (Es gab ungefähr 100 Geschmacksrichtungen. Da wird jede_r fündig.)
Danach war immer noch Platz für Zucker. Für F war dieser Urlaub ein Traum. Man kann dem Kind nix verbieten, weil man ja selber alles probieren will. Also gabs nach dem Lutscher noch ein Eis bei der Eisbande. Die hatte P schon vor ein oder zwei Jahren entdeckt und mir vorgeschwärmt, was für tolles veganes Eis es da gibt. Also auf ins Schanzenviertel.
Die Eisbande hatte mehr veganes als nichtveganes Eis. Den Bauch schon voll mit Curry und Bonsche, musste mich mit zwei Kugeln geschlagen geben: Schniggers und Mousse au Chocolat. Wenn ich in Sachsen immer über Regionalismen und verschriftlichen Dialekt stöhne, finde ich das in Hamburg natürlich toll. Reine Nostalgie. Das Eis war sowohl geschmacklich als auch konsistensmäßig perfekt. Nur mit der Namensgebung haderte ich ein wenig. Schniggers war nämlich Stracciatella mit Erdnüssen. Auch sehr lecker, aber eben anders als erwartet. Und Mousse au Chocolat war überwiegend Kakaopulver. Dagegen ist auch nichts nichts zu sagen, außer wenn man mir das Eis verkauft. Ich möchte in einem Eis, das Mousse au Chocolat heißt, tonnenweise Schokolade und keinen Kakao. generell möchte ich kein Eis mit Kakao. Konnte aber ja keiner ahnen, dass die Dresdner Touris so wählerisch sind. Ich würde trotzdem jederzeit wieder zur Eisbande gehen. Zum einen, weil es viele Sorten zur Auswahl gibt und zum anderen, weil die sich wirklich was einfallen lassen und das Eis nach Eis schmeckt und nicht nach Sojapampe. (In Dresden gibts leider nur Sojapampe.)
Das wars leider schon, Hamburg. Ich glaube, wir müssen bald wieder kommen!