Hallo alle, willkommen zum zweiten Tag des Vegan Month of Food 2015. Das heutige Motto lautet: „Koche ein Gericht aus deiner Kindheit nach!“
Ein Gericht aus meiner Kindheit, an das ich mich sehr gut erinnere, ist Schnippelbohnensuppe. Die hat meine Oma oft gekocht. Und obwohl ich grüne Bohnen schon immer sehr gerne mochte, war das Gemüse nicht für meine Suppenleidenschaft verantwortlich. Die kam eher von Omas Lieblingsgewürz: Mettwurst. In Norddeutschland ist das eine geräucherte, dünne Wurst, die Ähnlichkeit mit Salami hat. Ich liebte diese Wurst. Heute vermisse ich sie nicht, denn für die Rauch-Salz-Geschmackskombination, die sie repräsentierte, muss man kein Tier schlachten. Rauchsalz oder Liquid Smoke erfüllen den gleichen Zweck. Und natürlich Räuchertofu. Der ist auch in dieser Suppe. Oder man nimmt vegane Wurst, denn mittlerweile gibt es tollen Ersatz für Mettwurst. Ich mag sowohl Chorizo als auch Merguez. Und bevor jetzt jemand sagt, oh, nö! Fleischersatz, möchte ich Folgendes einwenden: Die sogenannten Ersatzprodukte sind durchaus essbar. Man muss auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn man sie kauft. Denn als Veganer_in hat man sich gegen den Konsum von Tierprodukten entschieden, nicht gegen den Konsum von Würsten auf Tofu- oder Sojabasis.
Es gibt bestimmt viele gute Gründe, warum man den Konsum von „Ersatzprodukten“ für sich ablehnt und ich will das auch nicht in Frage stellen. Aber ich selbst möchte mich auch nicht ständig dafür rechtfertigen müssen, dass ich eine pflanzliche Wurst esse. Ich habe das Gefühl, mir wird unterstellt, mich schließlich für Verzicht entschieden zu haben. Und wer auf Fleisch verzichtet, darf auch nichts essen was so schmeckt, heißt oder aussieht. Das finde ich falsch, denn es geht bei meinem Veganismus nicht um Verzicht. Es geht darum, bestimmte Produkte aus ethischen Gründen nicht zu konsumieren. Das hat mit Verzicht oder Opferbereitschaft nichts zu tun. Das ist eine rationale Entscheidung und ich erwarte keinen Orden dafür. Wenn ich veganen Käse esse oder Sojamilch trinke, bekomme ich übrigens nie zu hören, ob ich das denn nun wirklich essen sollte. Weil alle gleich „igitt!“ denken und dann ist es wieder okay, das ist schließlich Opferbereitschaft. Aber dass der Veganerin was schmeckt, das darf nicht sein! Ich will übrigens auch keine Vurst, Silch oder Veganese kaufen müssen. Wenn auf der Packung steht „rein pflanzlich“, reicht mir das. Begriffe wie Wurst, Fleisch, Milch, oder Quark muss man nicht verunstalten, nur damit niemand aus Versehen mal ein Glas Sojamilch runterstürzt, weil er die Zutatenliste nicht gelesen hat. Ich denke, mit diesen merkwürdigen Wortschöpfungen erreicht man sein Ziel nicht. Dies sei kurz an zwei Beispielen erläutert: Die Bedeutung von Wurst, so wird vermutet, bezieht sich nicht auf ihren Inhalt, sondern auf die Herstellungsweise. Wurst könnte mal „etwas Gedrehtes“ geheißen haben. Und so ist es mit vielen anderen Fleischbezeichnungen auch. Das Wort Steak findet man in skandinavischen Sprachen wieder. Im Norwegischen gibt es das Verb å steke, das man mit „braten“ übersetzen kann.
Für Veganer_innen bedeutet das eigentlich nichts anderes, als das wir versuchen sollten, die Bedeutung von Wörtern, die heute unnötigerweise für Fleischprodukte reserviert sind, bewusst zu benutzen, nach Norm zu schreiben und so ihre Bedeutung kontinuierlich und hartnäckig zu erweitern. Immer wieder darauf hinweisen, dass Wurst auch ohne Tier geht. (Wenn man natürlich seine Pflanzenmilch nicht so nennen darf, weil das irgendein Gesetz vorschreibt, ist das was anderes. Aber Silch sollte das Getränk dann immer noch nicht heißen.) Das führt bestimmt zu mehr Diskussionen und Ärger, aber vielleicht führt es auch dazu, dass Produkte ohne Tier für mehr Menschen selbstverständlich werden. (Und auch dazu, dass man selbst den Grillabend entspannter übersteht und nicht alleine in der Ecke seine Tofuvürstchen essen muss.) Aber jetzt endlich Suppe!
Schnippelbohnensuppe (2 Portionen)
Zutaten
2 EL Öl
100g Räuchertofu, gewürfelt
50 g Porree, in feine Ringe geschnitten
70 g Knollensellerie, gewürfelt
280 g (3 kleine) Kartoffeln, gewürfelt
1 Karotte, in dünne Scheiben geschnitten
350 – 400 g Stangenbohnen oder andere grüne Bohnen
480 ml Wasser
1-2 TL frischer Rosmarin
1 TL Räuchersalz, oder nach Geschmack
Salz und Pfeffer zum Abschmecken
Zubereitung
Öl in einem großen Topf erhitzen.
Tofu hinzugeben und ca. 5 Minuten anbraten.
Gemüse dazugeben und weitere 5 Minuten braten.
Wasser und Rosmarin dazugeben.
10 weitere Minuten kochen lassen und mit Rauchsalz, Salz und Pfeffer abschmecken.