In der Stadt, in der ich lebe, ist man an Fremde nicht sehr gewöhnt. Alles ist hier schön homogen. Seit dem letzten Jahr ändert sich das, die Stadt ist gezwungen, sich mit Neuem auseinanderzusetzen. Ich finde das herrlich. So viele neue Leute, die neue Geschichten zu erzählen haben. Geschichten über ihr altes Leben, ihre Heimatländer, ihre Heimatorte. Manchmal aber wollen sie davon nicht erzählen. Dann wechseln wir das Thema und reden über Essen. Über traditionelle Gerichte, auf die viele leute sehr stolz sind und über Rezepte, die sie gerne teilen. Dadurch habe ich sehr viel über arabische Küche gelernt. Und ich bekam Zutaten geschenkt.
Das ist frischer Za’atar (زعتر). Za’atar oder Zatar kennen viele nur als Gewürzmischung, obwohl es auch das Wort für verschiedene Kräuter ist, nach denen die Gewürzmischung benannt wurde. Za’atar kann eine Sorte Thymian sein, oder wie im Bild oben, Oregano. Za’atar ist ein tolles Wort, denn wenn man Arabisch lernen will, kann man hier gleich einen der Schwierigsten Laute üben. Das “ ‚ “ in der europäischen Transkription steht für den Laut Ain, der eine Art glottaler Stop oder leichter Würgelaut ist. Sorry, aber ich kann es nicht besser beschreiben. Auf jeden Fall ist schwierig auszusprechen. Mittlerweile gelingt es mir. Und es gelingt mir besser als das „q“ in Sumaq. Sumaq sind getrocknete und gemahlene Beeren, die so ähnlich schmecken wie getrocknete Berberitzen. Sie gehören in jede Za’atar-Mischung. Das „q“ am Ende steht für „qaf“, eine Art „k“, das man aber viel weiter hinten im Rachen spricht. Auch in Manaqeesh kommt es vor.
Manaqeesh (مناقيش) ist eins meiner liebsten arabischen Rezepte. Denn Manaqeesh ist so ähnlich wie Pita, also ein flaches, weiches Brot. Das kann man zu allen Gelegenheiten servieren. Im Sommer natürlich super für den Grillabend oder das Picknick. Es wird oft mit Za’atar bestrichen und heißt dann Manaqeesh bi’l Za’atar. Der Teig, der dem Brot zugrunde liegt, ist sehr vielfältig einsetzbar. Neben Pita kann man auch Pizza daraus machen. Ich habe mich sowohl für eine belegte als auch für eine nichtbelegte Version entschieden. Die belegten habe ich zum einen mit Za’atar bestrichen und zum anderen mit Frühlingszwiebeln und Olivenöl belegt.
Auf die Idee mit den Frühlingszwiebeln kam ich, weil mir ein syrischer Bekannter erzählt hatte, das man Manaqeesh mit allem belegen könne. Als ich dann aber zum gemeinsamen Abendessen meine Zwiebelversion präsentierte, guckte er mich etwas verwirrt an. Das war dann doch woll icht mit „alles“ gemeint gewesen.
Brotbacken macht mir immer sehr große Freude. Insbesondere im Sommer. Gerade wenn es draußen heiß ist und in der Küche noch heißer, gelingt Brot am besten. Und Samstagsnachmittags vergesse ich die Hitze glatt, wenn ich dabei Teig knete oder darauf warte, dass er gegangen ist. Frisches, weiches Brot ist einfach das Beste, was es gibt. Und es ist einfach zu machen. Gerade bei Fladenbrot kann man kaum etwas verpatzen. Teig mischen, gehen lassen, kneten und ausrollen, fünf Minuten backen und zehn Minuten später essen. Viel besser geht es nicht.
Für das Manaqeesh habe ich eine sehr kleine Menge frische Hefe benutzt. So braucht der Teig länger zum gehen und das Brot wird später aromatischer. Außerdem hatten wir so genug Zeit, noch einen langen Besuch auf dem Spielplatz einzuschieben, denn so lieb habe ich die Küche an einem sonnigen Wochenendtag nun auch nicht.
Wenn man dann wieder da ist und das Brot backt, sollte man es auch zügig essen. Man kann Manaqeesh zwar in Alufolie, Plastik oder einem Küchentuch aufbewaren. Es bekommt aber sehr schnell eine gummiartige Konsistenz. Deshalb also schonmal alles vorbereiten und dann gleich loslegen!
Manaqeesh (Manakisch)
Vorgehensweise
- Mehl in eine große Schüssel geben und eine Vertiefung hineindrücken.
- Hefe in die Vertiefung krümeln und Zucker darüberstreuen.
- Das Wasser dazugeben und die Mischung ca. 10 – 15 Minuten stehen lassen, bis sich Bläschen gebildet haben.
- Teig mit der Hand ca. 5 Minuten durchkneten.
- Ein nasses Küchentuch über die Schüssel mit dem Teig geben und den Teig gehen lassen, bis sich seine Größe verdoppelt hat.*
- Ein Backblech in den Ofen schieben und den Ofen auf 250°C vorheizen. Den Teig nochmal kurz durchkneten und in vier gleich große Portionen teilen.
- Jedes Teigstück rund oder oval dünn ausrollen (ca 1/4 cm).
- Für den Belag Za’atar mit Olivenöl mischen und die Brote damit bestreichen.
- Alternativ mit Olivenöl bestreichen und die Zwiebel auf das Brot legen.
- Ohne Belag lassen, falls Pitabrot gewünscht wird.
- Vorsichtig das heiße Backblech aus dem Ofen nehmen.
- Zwei Brotfladen auf das Backblech geben und dieses wieder in den Ofen schieben.
- Ca. 5 – 7 Minuten backen bis das Brot gerade mal goldgelb ist.
- Auf einen Teller stapeln und mit einem sauberen Küchentuch bedecken.
- Die restlichen Brote backen und möglichst sofort servieren.
Hinweise
* Die Temperatur in meiner Küche betrug ca. 23°C und ich habe den Teig ca. 3 Stunden gehen lassen. Alternativ kann man ihn auch über Nacht im Kühlschrank ruhen lassen.
* Für eine Za’atar-Gewürzmischung 3 EL getrocknetes Za’atar oder Oregano mit 2 EL Sumaq, 1 EL Sesam und 1/2 TL Salz mischen.