Dieses Zitronentiramisù ist eine leichte und frische Version vom Veganen Tiramisù 2.0. Da kein Kakao und kein Kaffee an die Füllung kommen und ich viel Zitrone verwendet habe, schmeckt das Ganze wie ein leichter Quarkkuchen. Sehr toll für einen Sommerabend auf dem Balkon und besonders gut mit einem Glas Weißwein. Das Rezept braucht etwas Zeit, ist aber nicht schwer. Alle Elemente werden selbstgemacht, ich verwende keinen Frischkäse oder Zwieback. Die Zutaten sind zudem sehr einfach zu besorgen. Da ich bei meinem alten Rezept oft die Frage gestellt bekommen habe, wie man Kichererbsenmehl ersetzen kann, habe ich es hier einfach weggelassen.
Jetzt, wo ich Eure Aufmerksamkeit habe, möchte ich mich dafür bedanken, dass Ihr hier seid! Ich rede eigentlich nicht gerne über persönlichen Kram, aber heute will ich über ein paar Dinge schreiben, die mit den Höhen und Tiefen dieses Blogs zu tun haben. Seitan is my Motor existiert seit einer ganzen Weile (seit April 2007) und es gab gute als auch schlechte Zeiten. Ich habe mit dem Foodbloggen angefangen, als es, soweit ich weiß, keine anderen veganen Foodblogs in Deutschland gab. Da ich auch keine Veganer*innen in meiner Umgebung kannte, habe ich meinen Blog zunächst ausschließlich auf Englisch geschrieben.
Im Internet fand ich auf anderen (englischsprachigen) Blogs oder in us-amerikanischen veganen Onlineforen schnell Anschluss. Ich hatte schon in der Schule viele Brieffreunde in anderen Ländern. Deshalb fand ich es total spannend, wieder mit so vielen Leuten aus der ganzen Welt in Kontakt zu kommen. Durch das Bloggen war es sehr einfach, Gleichgesinnte zu finden. Ich fand es auch sehr gut zu wissen, dass die meisten Veganer*innen die gleichen Fragen und Probleme hatten wie ich. Ich bekam immer sehr viel Hilfe und natürlich auch viele Koch- und Backtipps.
Seitan is my Motor wuchs, es kamen immer mehr Leser*innen hinzu. Ich entdeckte meine Begeisterung fürs Backen und für die Fotografie. Ich hatte großen Spaß am Rezepteentwickeln. Außerdem war ich ehrgeizig darin, so ziemlich jeden Nachtisch, jede Süßigkeit vegan zuzubereiten. Es hat mir sehr gefallen, jede Woche neue Rezepte zu erfinden und meinen Spaß am Essen mit anderen Menschen zu teilen. Am liebsten hätte ich nichts anderes gemacht.
Nach einiger Zeit fingen einige Blogger*innen an, Kochbücher zu schreiben. Andere machten ihr Hobby zu ihrem Beruf. Zu dem Zeitpunkt war ich mir nicht besonders sicher, was ich machen wollte. Mit dem Bloggen Geld zu verdienen fand ich etwas merkwürdig. Ich nahm es nicht ernst. Auch deshalb, weil ich mitten in einer Promotion im Fach Literaturwissenschaft steckte. Ich dachte, Bloggen sei kein Job. Etwas später stellte sich raus, dass Literaturwissenschaft kein Job war, jedenfalls nicht für mich. Ich machte meinen Abschluss und ging direkt in die Elternzeit. Dann ging die Jobsuche los.
Während ich an meiner Promotion schrieb, war Bloggen immer eine schöne Ablenkung. Beziehungsweise, es war etwas, das ich ganz für mich hatte, wo ich genau das machen konnte, worauf ich Lust hatte. Ich konnte kreativ sein. Es hat immer Spaß gemacht. Als dann viele andere Blogger*innen anfingen, mit Ihren Blogs Geld zu machen, hat sich viel verändert. Damals fand ich es merkwürdig, wenn nicht sogar unehrlich. Ganz besonders in unserer kleinen veganen Nische, dachte ich, in der es meiner Meinung nach mehr um Politik gehen sollte als um Geld. Eine Nische, die sich sehr schnell zum Trend wandelte.
Ich begann, meinen Blog zu vernachlässigen. Immer wieder machte ich Anläufe, ihn wiederzubeleben, aber es gelang nicht so recht. Weil ich nicht wusste, was ich wollte. Außerdem war bei mir privat ziemlich viel los. Das lustige Student*innenleben war zum Familienleben mit kleinem Kind, Nebenjob und Bewebungsschreiben geworden. Irgendwann fand ich einen Job, war nicht besonders glücklich damit, fand einen neuen, war wieder nicht glücklich. Nach zwei Jahren dann landete ich in einer ganz anderen Branche. Mittlerweile arbeite ich in einer Genossenschaft für ökologisch angebaute Lebensmittel.
Da ich von Beginn an Vollzeit arbeitete, mussten wir alle uns erstmal eingrooven mit Organisation, Work-Life-Balance und allem, was so auf einen zukommt, im sogenannten Erwachsenenleben. Und dann vor ungefähr einem Jahr, hab ich meinen Blog mit der Installation eines neuen Plugins zerhackt. Ein paar von Euch erinnern sich vielleicht noch an das Drama. Okay, Schnee von gestern. Aber damals fand ich es total demotivierend. Ich hatte eine ganze Anzahl meiner deutschen Blogbeiträge versehentlich gelöscht und gab den Plan, sie wiederherzustellen, relativ schnell wieder auf. (Ich hab das meiste material mittlerweile wieder. Aber es wird wohl erstmal im Archiv bleiben.)
Damals fand ich, es sei eine gute Idee, mich ab jetzt auf Instagram zu konzentrieren. Dort muss man ja „nur“ ein Foto hochladen und einen kleinen Text dazuschreiben. Das war aus meiner damaligen Sicht wesentlich weniger Arbeit als einen zweisprachigen Blogpost schreiben, ein Rezept zweimal in ein Rezeptplugin einzugeben, mehrere Fotos zu machen, Korrekturzulesen usw.
Nach mehrern Anläufen bin ich allerdings zu der Ansicht gelangt, dass ich viel zu viel Arbeit in die App gesteckt habe. Verschwendete Arbeit. Ich persönlich komme auf Instagram nicht zurecht. Ich benutze die App auf jeden Fall noch, man findet dort tolle Fotos und viel Inspiration. Aber es gibt dort zu viele Bilder, zu viele Informationen und ich kann mich gar nicht so richtig darauf einlassen. Oft fühle ich mich überfordert, habe das Gefühl, ich komme nicht hinterher. Ich finde es oberflächlich, weil ich mich dort oberflächlich verhalte. Und alles, was man dort postet, landet in einem Strudel und ist nach fünf Minuten weg. Man selbst irgendwie auch. Und so sollte es nicht sein.
Auf meinem Blog ist das anders, hier wohnen meine Rezepte, meine Fotos und ich habe viel mehr Platz für das, was mir Spaß macht. Mittlerweile arbeite ich seit vier Jahren beim der gleichen Arbeitgeberin. Ich würde sagen, ich hab mich eingewöhnt. Unsere Tochter ist in der zweiten Klasse (und geht auch gerade tatsächlich jeden Tag in die Schule) und ist selbstständig. Seit kurzer Zeit habe ich das Gefühl, wieder mehr geistige Kapazitäten für was Eigenes zu haben. Ich muss mich ja nicht über Instagram ärgern, ich kann auch einfach wieder mein eigenes Ding auf diesem Blog machen.
Ich bin zum Bloggen zurückgekehrt, weil diese Seite etwas Tolles ist. Gute Rezepte, schöne Fotos und ein paar Leute, die wirklich jeden Beitrag lesen. Die immer hier waren, auch wenn ich monatelang nichts geschrieben habe. In einer kleinen Ecke des Internets hab ich hier eine tolle Gemeinschaft.
Ich möchte mich bei Euch bedanken, dass Ihr meine meine Beiträge lest, meine Rezepte nachbackt, Kommentare und Feedback hinterlasst. Danke an diejenigen, die mir Hinweise gegeben haben, wie man die alten Rezepte wiederbekommt oder mir sogar Kopien geschickt haben, weil sie alte Rezepte von mir gespeichert hatten. Danke fürs Backen, Teilen, Empfehlen, fürs Folgen auf Social Media und fürs Kommentare und Mails schreiben! Das freut mich jedes Mal.
Jetz bin ich megamotiviert, weiterzumachen, neue Rezepte zu schreiben und einen Blog weiterzubetreiben, den es seit 13 Jahren gibt. Deshalb wird jetzt mit einem extraleckeren Somerrezept, einem leichten Zitronentiramisù gefeiert. Ich würde mich freuen, wenns jemand nachbackt!
Wenn Du dieses Rezept machst, hinterlasse gerne einen Kommentar. Das hilft anderen Leuten, die es auch ausprobieren wollen. Gerne kannst Du Fotos davon auf Instagram oder Facebook teilen. Darüber freue ich mich. Wenn Du @seitanismymotor oder #seitanismymotor tagst, sehe ich sie auch.
Veganes Zitronentiramisù
Für das Biskuit
- 150 ml kochendes Wasser
- 150 g Zucker
- 4 EL neutrales Öl
- 125 g Mehl
- 2 TL Backpulver
- 50 g Stärke
Für die Füllung
- 200 g Cashewnüsse
- 625 g Sojajoghurt
- 100 g Puderzucker
- 4 EL Holunderblütensirup ((oder 50 g Puderzucker))
- 2 EL Zitronensaft
- 2 TL Zitronenschale, (gerieben)
- 110 g Kokosfett, (geschmacks- und geruchsneutral)
Zusätzlich
- 110 ml Zitronensaft
- 2 EL Holunderblütensirup ((oder 1 EL Zucker))
- 1-2 EL Grappa ((optional))
Am Tag zuvor die Cashewnüsse in Wasser einweichen.
Am Backtag alle Zutaten für die Füllung einschließlich eingeweichte und abgetropfte Cashews in einen Mixer geben und sehr gut pürieren.
In den Kühlschrank stellen.
Zwei 13 x 12 cm große Backformen (oder eine 28 x 18 cm) mit Backpapier auslegen oder gründlich einfetten.
Ofen auf 200°C vorheizen.
Kochendes Wasser und Zucker in einer Schüssel verrühren.
Öl hinzufügen und gut verrühren.
Mehl, Backpulver und Stärke dazugeben.
Alles zu einer glatten Masse verrühren.
In die Formen gießen und 15 bis 20 Minuten backen. (10-15 Minuten, wenn ihr eine große Form benutzt.)
Immer ein Auge auf den Teig halten, er brennt schnell an. Unbedingt die Stäbchenprobe machen, der Teig muss auch in der Mitte durchgebacken sein.
Kurz abkühlen lassen und dann aus der Form nehmen und auf einem Kuchengitter ganz abkühlen lassen.
Den Biskuitboden jeweils in zwei Lagen schneiden. Die eine auf den Boden der Formen geben, in denen der Biskuitteig gebacken wurde.
Zitronensaft, Holunderblütensirup und Grappa vermischen und die ungefähr Hälfte der Flüssigkeit gleichmäßig auf den Biskuitböden verteilen. (Ihr braucht wahrscheinlich nicht die ganze Menge. Einfach so viel reingießen, bis der Boden gut durchtränkt ist.)
Die Hälfte der Füllung darübergießen.
Die zweiten Böden darüberlegen, mit Kaffee-Alkohol-Mischung übergießen und mit dem Rest der Füllung abdecken. (Hier ist auch nicht die ganze Menge nötig.)
Optional mit weißer Schokolade, Kokosraspel oder Ähnlichem dekorieren.
Das Tiramisù abdecken und über Nacht in den Kühlschrank stellen. So kann sich der Geschmack gut entwickeln und die Füllung wird fest und cremig.
5 comments
Sind da vielleicht zwei Rezepte vermischt worden? In der Anleitung steht was von „Kaffee-Alkohol-Mischung“, in der Zutatenliste gibt es sowas nicht. Ausserdem ist es doch auch Zitronen-Tiramisu…
LG Ilona
Gestern gab es bei mir dieses leckere Tiramisu zum Nachtisch und es war echt ne Wucht!!! Ist sehr gut bei meinen Gästen und mir angekommen. Das Schöne daran war ja auch, dass es wirklich einfach zu machen war – perfekt! Das wird definitiv wieder gemacht. Vielen Dank für das tolle Rezept!
Hallo Juliane, tausend Dank für Dein Feedback und die Bewertung. Freut mich sehr, dass Dir das Rezept so gut gefallen hat.
Super lecker und leicht in der Herstellung. Die Zutaten sind leicht zu bekommen. Habe es zu einem Grillabend mitgebracht, unter den Gästen auch ein Bäcker, alle waren begeistert.
Super! Danke, Christiane!
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